Dienstag, 5. Juli 2022
Etappe 19: Wehdel nach Nordhastedt
The Eagle has landed, ich habe meine Heimat erreicht! Nach gut 2100 km bin ich heute wohlbehalten in Nordhastedt angekommen. Und das Pannen- und Unfallfrei. Dafür bin ich sehr dankbar.
Los ging es gewohnt früh in Wehdel. Die Nacht war sehr ruhig auf dem Platz, entsprechend gut hab ich geschlafen. Lediglich ein holländisches Ehepaar und ein anderer Reiseradler standen mit mir auf der Zeltwiese und sie schliefen noch tief und fest. So radelte ich nach dem Zusammenpacken los Richtung Wischhafen. Dort verkehrt die Fährlinie nach Glückstadt über die Elbe. Und ich hatte Glück, kaum angekommen, konnte ich die Fähre schon boarden. Wobei hier auch mindestens 4 Schiffe im Einsatz sind, lange hätte ich daher auch sonst nicht warten müssen. Die Fahrt war fast eine kleine Kreuzfahrt, denn die Elbe ist hier schon sehr breit. Ich genoss die Fahrt und nutzte die Zeit für ein zweites Frühstück. Auf der anderen Elbseite angekommen, folgte ich dem Elberadweg Flussabwärts. Zwar zogen sehr bedrohliche Wolken auf, außer ein paar Tropfen blieb es aber zu Glück trocken. Nach einiger Zeit löste ich mich vom Elberadweg und radelte am Nord-Ostsee Kanal bis nach Grünental. Der starke Wind machte mir das Radeln schwer, aber die Aussicht auf ein festes Dach über dem Kopf (mit einem echten Bett darunter) trieb mich weiter vorwärts. Und für die letzten Kilometer schwang sich auch noch Papa Euler in den Sattel und fuhr mir zur Unterstützung entgegen.

Von hier war es nicht mehr weit.

In der Heimat angekommen, genieße ich jetzt ein paar freie Tage, bevor es in das nächste Abenteuer geht: In Zeiten des 9-Euro Tickets mit der Bahn samt Fahrrad zurück nach Bayern kommen. Drückt mir die Daumen, dass das funktioniert. In diesem Sinne, danke für die Aufmerksamkeit! Euer Euler


Montag, 4. Juli 2022
Etappe 18: Dörpen nach Wehdel
Man mag es kaum glauben, aber in Mollys Schlappen ist immer noch Freisinger Luft *Holzklopfgeräusch*. Trotz diverser Glasscherbenhaufen und sonstigem Unrat auf der Strecke haben sie nichts zum Schlauch durchgelassen. Zugegeben, sie haben schon bessere Tage erlebt, einige Stellen fleddern schon aus, aber nach tausenden Kilometern ist das auch in Ordnung. Also ein Dank an Mr. Audi für die Empfehlung! Hast Recht gehabt, sind besser als die Schwalbe Marathons.
Die heutige Nacht war deutlich entspannter als die gestrige, der Platz lag etwas abseits an einem alten Bauernhof. So konnte ich Schlaf nachholen und wachte nicht ganz so gerädert auf. Nach der Morgenroutine setzte ich meinen Weg im Sattel fort, immer gen Osten. Leider konnte ich keiner großen Radroute folgen und so verlief der Weg oft an großen Straßen mit viel Verkehr. Aber immerhin war mir das Wetter wohl gesonnen es war meist sonnig mit ein paar Wolken. Geregnet hat es auch etwas, aber zum Glück nicht viel. Eine willkommene Abwechslung vom eintönigen Fahren an der Straße wartete in Brake in Form der Weserfähre auf mich. Sie schipperte mich einmal über den hier erstaunlich breiten Fluss. Am anderen Ufer fand ich dann den Schatz im Silbersee, ich meine den Campingplatz am Silbersee bei Wehdel. Aber der kam mir schon Recht, denn trotz Rückenwind wurden mir nach gut 140km die Beine doch lahm. Angetroffen hab ich hier zwar niemanden aber mir wurde telefonisch gesagt, dass ich schon mal mein Zelt aufstellen konnte. Anmelden könne ich mich später. So langsam wäre das aber tatsächlich ganz schön, wenn jemand auftauchen würde, denn ich möchte noch Duschen und Einkaufen...

Millimeterarbeit auf der Fähre


Sonntag, 3. Juli 2022
Etappe 17: Ijsslmuinden nach Dörpen
Tot ziens Fietsland! Und hallo Autoland, ich bin zurück! Kurz vor Etappenende überfuhr ich unbemerkt die Grenze zurück nach Deutschland. Dabei war das noch gar nicht geplant für heute. Aber der Wind verbündete sich mit mir und schob mich vorwärts, immer gen Ostnordost. Schön war es mal wieder in den Niederlanden, dem Radfahrer-Eldorado, ich werde dich mancherorts sicherlich noch bitterlich vermissen.
Los ging der Tag dagegen eher weniger gut, denn ich habe ganz grausam geschlafen. Drei deutsche Familien haben den Zeltplatz gestern in eine Räucherstube verwandelt. Im Gegensatz zum Tag stand die Luft und Zelte bilden nicht die beste Geruchsbarriere. Wie es scheint hat Cannabis, selbst passiv und in geringen Konzentrationen keinen guten Einfluss auf Euler'schen Schlaf und so machte ich lange kein Auge zu. Etwas gerädert stand ich dennoch früh auf und sattelte meinen Lastenesel.
Die Fahrt Ansicht verlief unspektakulär. Es ging meist durch landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, ab und an durch einen Wald. In Dörpen empfang mich dann ein äußerst sympatischer Herr, der einen kleinen Campingplatz auf seinem Hof betreibt. Er ließ mich mein Zelt in einer kleinen Parzelle mit Sonne und Schatten aufstellen. Perfekt für Solarzelle und Zelt geeignet. Zur Feier des Vorrangkommend gibt es heute Döner (und auch weil ich gestern vergessen habe, den Sonntag mit Essensreserven vorzubereiten) ich muss nur noch das Gewitter abwarten, das sich hier gerade zusammenbraut.

Etwas Kultur gab es auf dem Weg dann doch noch zu bestaunen


Samstag, 2. Juli 2022
Etappe 16: Amsterdam nach Ijsslmuinden
Mein ursprünglicher Plan bestand darin, Amsterdam nordwärts zu verlassen und den Afsluitdijk, den Abschlussdamm zu befahren. Dieser trennt die Nordsee vom IJsselmeer und dient als wichtigstes Bauwerk zum Schutz gegen Sturmfluten. Leider wird er derzeit wegen des steigenden Meeresspiegels zukunftsfähig gemacht, sprich erhöht und ist mit dem Rad nicht befahrbar. Es gibt zwar einen Busshuttleservice, aber das war mir dann doch zu bequem. Plan B war daher die Überquerung des Houtribdijk, der das IJsselmeer vom Markermeer trennt. Dies war allerdings ein Kampf um jeden Meter, denn bereits am Vormittag wehte ein kräftiger Wind, der so ohne Strauch oder Baum das Vorankommen stark erschwerte. Gelohnt hat es sich aber, denn die Weite und das Radeln zwischen den Meeren war sehr eindrucksvoll. Schließlich erreichte ich die andere Seite, wo ich mir nach diesem Kraftakt eine kleine Pause an der Schleuse gönnte. Die Gelegenheit war günstig, denn just wurden ein großer Tanker und Segelschiffe geschleust. Plötzlich ertönte eine laute Stimme aus einem Lautsprecher. Verstanden hab ich zwar kein Wort, die aufheulenden Sirenen und Signalleuchten deutete ich aber als: Pause beendet, sieh zu, dass Du Land gewinnst. Denn unbewusst stand ich mitten auf der Hebebrücke, die sich nach meinem Verlassen in die Höhe reckte. Zum Glück hatte ich mich für die richtige Seite entschieden und so radelte ich weiter Richtung Leylstad, wo ich meinen zweiten Pausenteil am Hafen genoss. Bis nach Ijsslmuinden ging es anschließend noch, wo ich einen netten kleinen Platz für mein Zelt fand.

Ein nettes Abschiedsgeschenk am morgen aus Amsterdam


Amsterdam
Zufälligerweise hatte ich das perfekte Transportmittel für meine Stadtbesichtung bereits dabei. Dass man hier mit dem Fahrrad in DER Fahrradhauptstadt am besten vorankommt ist fast selbsterklärend. Dabei muss man aber schon auch gut aufpassen, dass man den fließenden Verkehr nicht behindert. Vor allem an den Ampeln gilt es sich richtig einzuordnen, um nicht zu einem Verkehrshindernis zu werden. Die nächste Herausforderung bestand dann darin, einen geeigneten Parkplatz für Molly zu finden. Denn zu den Must-Dos gehört natürlich eine Grachtenfahrt in der Innenstadt und das geht halt nur zu Fuß. Da hier hunderte Räder täglich entfernt werden, sollte der Abstellplatz wohl überlegt sein. So konnte ich die Fahrt auf den Kanälen der Innenstadt in Ruhe genießen. Vorbei ging es an den schönen Gebäuden der Stadt, die meist sehr schmal, hoch und leicht schief gebaut sind. Dazu gesellen sich eindrucksvolle Bauten aus verschiedenen Zeitaltern.
Nach der Fahrt ging es weiter mit dem Radl zum Vondelpark, dem größten Park der Stadt. Zum Glück hatte ich meinen Schirm dabei, denn es fing immer wieder an zu regnen. So war es ganz gutes Timing, denn in der Stadt ließen sich die Schauer gut abwarten. Nachdem ich viele Sehenswürdigkeiten abgeklappert hatte genoss ich noch etwas die guten Wege, den Großstadtflair und ließ mich einfach treiben. Gegen Abend ging es dann wieder samt Einkauf zurück zum Zelt, wo ich den Tag bei einem kalten Heineken ausklingen ließ.

Sint Nicolaaskerk


Donnerstag, 30. Juni 2022
Etappe 15: Doorn nach Amsterdam
Nach einer kurzen Etappe heute habe ich mein Zwischenziel Amsterdam erreicht! Es ging wie üblich früh morgens los. Ich ließ das Dauercamperparadies hinter mir und radelte meine letzten Kilometer am Rhein. Mein Urteil über den Rheinradweg fällt gemischt aus. Es gibt wirklich sehr schöne Abschnitte an diesem Fluss. Vor allem das Stück an der Loreley ist Klasse. Von Mainz bis Bonn ließ es sich prima radeln. Und natürlich auch auf den Strecken in den Niederlanden. Getrübt wird das Bild lediglich von der Radinfrastruktur in den großen deutschen Städten. Ich glaube beim nächsten Mal biege ich einfach wieder in Koblenz ab und nehme den Moselradweg ;).
In Utrecht winkte ich dem Rhein goodbye und orientierte mich gen Norden. Leider war das Wahrzeichen der Stadt - der Domtoren - seines Zeichens höchster Kirchturm der Niederlande von Baugerüste umzäunt und praktisch nicht zu sehen. Also ging es weiter, in nordwestlicher Richtung, der Aa folgend in Richtung Landeshauptstadt. Ich erreichte die Stadt durch das Bankenviertel im Süden. Durch die Stadt zu navigieren verlief problemlos und so erreichte ich zügig meinen angepeilten Campingplatz im Osten der Stadt. Hier bleibe ich ausnahmsweise mal zwei Nächte, morgen schaue ich mir die Stadt an und gönne meinem geschundenen Körper eine Ruhepause vom Radeln.

Nicht immer gibt es Schatten auf dem Platz. Da muss dann Molly auch Mal als improvisierter Ständer für den Sonnenschutz herhalten


Mittwoch, 29. Juni 2022
Etappe 14: Elten nach Doorn
Ich habe schon bei meiner letzten Reise in die Niederlande von den guten Radwegen geschwärmt. Und ich muss es wieder tun. :) Die Fietspads, nein die gesamte Verkehrsplanung hier in den Niederlanden ist eine Offenbarung. Egal wo man auch fährt, man fühlt sich wohl auf dem Rad. Und das ist denke ich bei jedem der zahlreichen Fietser hier so. In Deutschland hat man das Gefühl, Verkehrsplanung wird für das Auto gemacht und wenn man Glück hat wird dann noch ein Radweg dazugefrickelt. Klar, auch bei uns gibt es gute und schöne Radwege. Aber es sind in der Regel Insellösungen. Hier existiert ein geschlossenes System für alle Verkehrsteilnehmer. Und es funktioniert großartig. Wäre wirklich toll, wenn sich deutsche Verkehrsplaner hier umsehen würden.
In den Genuss der Fietspads kam ich heute schon früh, denn die Grenze war nur ein paar Kilometer von meinem Schlafplatz entfernt. Es ging weiter grob dem Rhein folgend durch die schöne Landschaft, kleinere und größere Städte und durch Wälder. Vor Utrecht machte ich Halt auf einem riesigen Campingplatz mit knapp 1500 Parzellen. Zwar bin ich umringt von Dauercampern, die mich eher kritisch beäugen, das soll mir aber für die eine Nacht hier egal sein.


Dienstag, 28. Juni 2022
Etappe 13: Meerbusch nach Elten
Noch ein Nachtrag zum gestrigen Tag. Auch wenn die Mittagspause des Campingplatzes meinen Wäschetrocknungsplänen im Weg stand, war das doch der einzige Negativpunkt am gestrigen Platz in Meerbusch. Ansonsten war die Ausstattung sehr gut. Viel Platz auf der Zeltwiese, saubere Sanitärgebäude und sogar ein Aufenthaltsraum für Radler in dem man Kochen und Handys laden konnte. Sehr vorbildlich! Und das obwohl der Platz letztes Jahr im Zuge des Hochwassers komplett weggespült wurde. Ich bin Vorgestern schon durch das Ahrtal gefahren. Der Name mag noch aus den Medien im Gedächtnis sein. Doch auch hier scheint es schlimm gewesen zu sein. :(
Der Tag begann abermals früh für mich, leider jedoch nicht für die Rheinfähre, die ich gebraucht hätte, um überzusetzen. Sie fährt erst um 7 Uhr und da ich keine Lust hatte, anderthalb Stunden herumzusitzen, entschied ich mich für einen beträchtlichen Umweg über Krefeld. Dort befindet sich die nächste Brücke über den Rhein. Das war jedoch keine sonderlich glorreiche Idee. Die Radwege waren -wenn vorhanden- nicht sonderlich gut bzw. endeten teilweise mitten zwischen zwei Ortschaften. Leider war auch trotz früher Stunde schon viel Verkehr, der meist aus großen, lauten Lastwagen bestand. Alles in allem wenig lohnenswert. Aber es kam noch schlimmer, in Form von: Duisburg. Im Internet wird für die Fahrradfreundlichkeit der Stadt geworben. Die Realität, zumindest die, die sich mir heute darstellte, war eine andere. Ich bin ja schon in der ein oder anderen großen Stadt Fahrrad gefahren. So richtig toll ist das meist nicht in Deutschland. Aber was ich in Duisburg vorfand war einfach nur eine Katastrophe. Radwege begannen und endeten schier wahllos, ohne, dass auch nur der Ansatz eines Konzepts sichtbar gewesen wäre. Die Wege sind oft in einem desolaten Zustand und nicht selten lagen zerdepperte Flaschen herum. Ich wundere mich tatsächlich etwas, dass ich noch Luft in den Reifen habe. Das Schlimmste aber waren die vielen weißen Fahrrädern, die von der Sicherheit für Radler Bände sprechen. Sie werden dort platziert, wo Radfahrer im Straßenverkehr den Tod fanden. Alles in Allem kein schönes Bild, was die Stadt da abliefert.
OK, genug gemeckert, es gab heute auch schöne Seiten. Den zweiten Teil meiner Etappe zum Beispiel. Denn jede Stadt ist irgendwann durchquert und so setzte ich meinen Weg danach am Rhein fort. Die großen Industrieschlote und Anlagen wichen langsam Windrädern und grünen Feldern und auch die Luftqualität stieg merklich. Ich folgte dem Fluss meist auf den Deichen, die hier als Hochwasserschutz errichtet wurden. Bis nach Elten ging es, das schon nah an der niederländischen Grenze liegt. Hier campieren ich für eine Nacht, morgen geht's dann auf Erkundungstour in unser Nachbarland.

Frühes Aufstehen lohnt sich meist trotzdem


Montag, 27. Juni 2022
Etappe 12: Bonn nach Meerbusch
Bin angekommen. Eintrag Ende.

Na gut, vielleicht noch ein paar Informationen. Zunächst das Positive: Es hat nicht den ganzen Tag geregnet. Aber das war's dann schon auch fast. Immerhin konnte ich mein Zelt heute morgen noch im Trockenen abbauen. Klitschnass war es natürlich trotzdem...
Kaum gestartet fing es immer wieder an zu regnen. Mal mehr mal weniger. Also sprang ich in meine Regenklamotten und strampelte weiter. Bei dem Wetter fehlte mir auch die Lust auf Sightseeing in Bonn und so ging es schnurstracks weiter gen nächster Großstadt: Köln. Der Weg führte eigentlich im großen Bogen um die Innenstadt herum, aber da der Regen eine Pause einlegte und ich gut in der Zeit war, machte ich einen Umweg zum Dom. Der Trubel gepaart mit Lärm und Gestank ließ mich meine ursprüngliche Route danach jedoch schnell wieder aufnehmen, allerdings verlief der Weg fortan weiter durch die Stadt und große Industriegebiete, was dem Vorankommen nicht gerade zuträglich war. Auch der Regen setzte wieder ein und die nächste Großstadt kündigte sich an: Düsseldorf. Die Verkehrsführung für Radler war hier genauso mieserabel wie in den anderen Städten. Ich hatte ja gehofft, dass der Rheinradweg bessere Routen durch die Stadt anbieten würde, aber Fehlanzeige. Nach der Durchquerung von Düsseldorf entschädigte zumindest ein ganz gutes Stück Radweg auf dem Deich des Rheins für die vorherigen Abschnitte. Am Campingplatz angekommen heisst es jetzt erst Mal wieder warten, denn es ist Mittagspause. Wer macht denn bitte bis 15h Mittagspause?? Naja, abermals hoffe ich, sie bringen mich noch unter, denn für heute reicht's mir.


Sonntag, 26. Juni 2022
Etappe 11: Oberwesel nach Bonn
Na bitte, es geht doch! Kaum hatte ich mich vor ein paar Tagen über den Mangel an Reiseradlern beschwert, rollte Max mit seinem Packesel auf den Platz. Er war Fliesenleger und genießt nun seinen Ruhestand mit ausgedehnten Radtouren und dem Bau von Kanadiern aus Holz und Epoxidharz. Auch eine Radlerin aus Wien gesellte sich noch zu uns. Gestern leistete mir ein Ehepaar aus Holland Gesellschaft. Wir aßen zusammen und unterhielten uns noch bis in den Abend hinein über unsere Touren. Sie waren in Prag und Wien und sind nun auf dem Rückweg in ihre Heimat.
In der Nacht hat es hier schon etwas Regen gegeben und so rollte ich nach dem Einpacken mein nasses Zelt zusammen. Wobei es mehr einem Dreckklumpen glich, denn der Platz am Rhein war eher eine Sandwüste denn eine Wiese.
Nach der Abfahrt ging es zunächst immer leicht bergab, denn der Rhein hat hier noch gut Gefälle. In St. Goar begrüßte mich die Loreley mit ihrem imposanten Schiefernfelsen am Rheinufer. Dieses Stück des Flusses bin ich bereits vor ein paar Jahren auf meiner ersten Tour in die Heimat gefahren. Auch das Deutsche Eck in Koblenz habe ich damals besichtigt und auch heute machte ich einen Abstecher hier zur Mündung der Mosel in den Rhein. Anders als damals ging es aber statt an der Mosel weiter den Rhein flussabwärts. Die Landschaft wurde langsam flacher, dafür zog aber Regen auf und ich entschied mich kurz vor Bonn einen Campingplatz anzusteuern. Hier regnet es sich nun so langsam ein. Mal schauen, ob ich nochmal Glück habe und trockenen Fußes in die nächste Etappe starten kann.

Am Deutschen Eck


Samstag, 25. Juni 2022
Etappe 10: Sulzbach nach Oberwesel
Bye, Bye Main hieß es heute. Kurz vor Mainz mündet der Main in den Rhein und damit war auch meine Etappe beendet. Zeit ein kleines Resümee zu ziehen. Zunächst einmal war es toll, den Fluss beim Wachsen zuzusehen. Von den ersten Tropfen der Roten Mainquelle wird der Fluss schnell größer und entwickelt sich im Verlauf von einem kleinen Rinnsal zu einem stattlichen Fluss. Er wird mir ein wenig fehlen, allerdings begleitet mich sein Wasser ja quasi nur unter anderem Namen weiter. Die Radwege am Fluss waren überwiegend sehr gut, nur hinter Aschaffenburg wurde es streckenweise etwas holprig. Und die Landschaft, vor allem in Franken hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Man fährt inmitten von Weinbergen, Feldern und Plantagen, im Wald und direkt am Fluss und kann ab und an auch ein paar wirklich schöne Altstädte bewundern. Alles in allem also sehr lohnenswert hier zu fahren. Ich sollte mir hier eventuell Mal mehr Zeit mitnehmen...
Mit dem Verlassen des Mains folgte ich fortan dem Rhein flussabwärts. Das Wetter hielt sich und so fuhr ich noch bis Oberwesel, wo ich an einem kleinen Campingplatz Unterschlupf fand. Mein Zelt steht nun abermals direkt am Wasser mit Blick auf die bewaldeten Hügel links und rechts des Flusses. Einziges Problem: Ich habe kein Internet. Nicht mal Edge. Für den Blog sitze ich gerade auf dem Lidl Parkplatz und ergaunert mir etwas WLAN Empfang. Ich hoffe ihr wisst das zu schätzen ;)

Campingpanorama


Freitag, 24. Juni 2022
Etappe 9: Frankfurt am Main nach Sulzbach
Entgegen des Wetterberichts war es heute morgen tatsächlich trocken. Sogar die Sonne lugte zeitweise zwischen den Wolken hervor. In der Nacht hatte es hingegen schon etwas Regen gegeben. Ich packte meine 7 Sachen und fuhr weiter den Main entlang. Ich habe gestern nur den östlichen Teil, Fechenheim erreicht und so hatte ich noch ein paar Kilometer vor mir. Die beeindruckende Skyline von "Mainhattan" mit den Bankengebäuden zeigte sich alsbald. Kurz hinter der Stadt nahm ich eine kleine Fähre nach Höchst und radelte weiter nach Sulzbach, wo ich heute bei meiner Tante unterkomme.


Donnerstag, 23. Juni 2022
Etappe 8: Lemfurt nach Frankfurt am Main
Bei unserem Mittwochsport heißt es immer: Halten, lächeln, atmen! Vorwiegend bei Bauchmuskelübungen bei denen einem als Bürostuhlakrobat weder nach halten, geschweige denn lächeln und schon gar nicht atmen ist - während unsere Trainerinnen locker flockig die Übung vormachen und natürlich alles drei mit Bravour hinbekommen. Für mich hieß es heute aber stattdessen treten, lächeln, atmen, denn das Ziel der Etappe war Distanz. Los ging es schon mal sehr gut, denn bereits kurz nach dem Start fand ich einen wunderschönen Platz am Main mit Sonnenliege, die ich kurzerhand zum Frühstückstisch umfunktionierte. Und während ich Kalorien tankte beobachtete ich bei sonstiger Stille, die Schiffe auf dem Main vorbeiziehen. Danach hieß es aber Meter machen. Morgen soll es, glaubt man der Wettervorhersage, den ganzen Tag regnen, und so wollte ich so viel wie möglich schon heute schaffen. Außerdem besuche ich meine Tante hier in der Gegend und da war es günstig, voran zu kommen.
Zunächst fuhr ich noch durch die von Weinbergen geprägte Landschaft, nur unterbrochen durch die ein oder andere Stadt. Im Laufe des Tages wurde es aber zunehmend flacher. Ausnahmsweise half auch der Wind etwas mit und so standen am Ende des Tages 140km auf dem Tacho. An Campingplätzen war die Auswahl groß, nicht jedoch an guten Plätzen. So bin ich heute auf einem Platz an Bundesstraße, Autobahn, Schienen und dem Fluss gelandet. Schauen wir mal, wie die Nacht so wird...

Mein feudaler Frühstücksplatz


Mittwoch, 22. Juni 2022
Etappe 7: Ochsenfurt nach Lemfurt
Früher war alles besser! Coca Cola hat den Namen noch verdient, es war mehr Lametta und vor allem: Es gab weniger Pedelec FahrerInnen. Grundsätzlich begrüße ich es ja, wenn Leute mehr Rad fahren. Wenn aber anscheinend die kognitiven Fähigkeiten für so ein Pedelec fehlen oder die Frisur unter dem Helm wichtiger ist als der fließende Verkehr, muss man sich nicht wundern, wenn andere Radler ungehalten reagieren. Das Schlimmste aber ist: Die sind alle viel schneller als ich! 😡 Während ich mich hier die Berge hochmühe, brausen sie einfach tiefenentspannt an mir vorbei. Leider scheinen hier auch nur sehr wenige Reiseradler unterwegs zu sein. Normalerweise sind die D-Routen Radwege an den Flüssen ein Garant für so Irre wie mich. Hier aber leider Fehlanzeige. Weder auf den Straßen noch an den Campingplätzen. Naja, vielleicht wird es ja am Rhein besser.
Begonnen hat die heutige Etappe abermals früh, um vier war ich wach und saß dank humaner Temperaturen bald im Sattel. Der Weg verlief zunächst nach Würzburg und machte dann, dem Main folgend eine weite Schleife nach Norden. Am Fluss gab es so einige schöne Städte, deren historische Stadtzentren ich mir nicht entgehen lassen wollte. Meist waren auch noch die alten Türme der Stadtmauern intakt, durch die man in die Innenstädte gelang. Auch außerhalb der Städte gab es einiges zu entdecken. Neben der immernoch tollen Landschaft informierten Tafeln über die Geschichte des Mains im allgemeinen bzw. der lokalen Gegebenheiten.
So vergaß ich etwas die Zeit und musste feststellen, dass mir nicht mehr viel von selbiger blieb, um noch vor der Mittagsstunde meinen Zielcampingplatz zu erreichen. So legte ich einen Schlusssprint hin - und überholte dabei sogar einige e-Biker ;) - um dann festzustellen, dass der Platz auf einem gar nicht so flachen Berg liegt. Schweißgebadet aber gerade noch rechtzeitig checkte ich ein, baute mein Zelt auf und sprang unter die Dusche. Als Belohnung gab es dann selbst gemachte Angus Beef Burger vom Trangia Kocher. Dafür musste ich zwar nochmal in den angrenzenden Ort, und damit den Berg runter und wieder herauf, diesmal aber mit wesentlich weniger Zuladung.

Der Ratskeller in Würzburg


Dienstag, 21. Juni 2022
Etappe 6: Sand a. Main nach Ochsenfurt
Im Land der Frühaufsteher. So fühlte ich mich heute morgen. Denn schon in Zeil am See herrschte in den Morgenstunden emsiges Treiben. Und dabei fiel es mir selbst sehr schwer aufzustehen. Denn es war eisig kalt. Noch vor einem Tag konnte ich bei immer noch 26 Grad am Abend kaum einschlafen. Jetzt ging es bis auf 6 Grad runter. Mein Schlafsack hielt mich zwar gerade noch warm, aber selbigen musste ich zum Aufstehen ja verlassen, was einiges an Überwindung kostete. Und dann hatte ich zurück auf der Straße nicht Mal wie gewöhnlich meine Morgenruhe! Nun, zumindest mit Verlassen des Städtchens wurden die Straßen wieder leerer und ich genoss mein Frühstück am Main, wo Nebelschwaden langsam über den Fluss waberten und die Sonne zwischen den Bäumen hervorlugte.
Der Weg führte zunächst gradlinig an Main und Bahnlinie entlang, hinter Schweinfurt erreichte ich dann das fränkische Weinanbaugebiet. Von hier schlängelt sich der Main durch die hügelige Landschaft, gesäumt von Feldern, Streuobstwiesen und vor allem Weinbergen. Ich trinke ja selten Wein und mein Wissen darüber reicht gerade aus, um Weiß- und Rotwein unterscheiden zu können. Aber die Landschaft in der die Trauben hier wachsen ist schon sehr sehr schön. Und auch Molly fühlte sich hier sehr wohl, bekam sie doch meist 1A Asphalt unter ihre Räder. Bis nach Ochsenfurt schaffte ich es noch. Hier liegt mein angepeilter Campingplatz. Die Rezeption hat allerdings noch Mittagspause und so muss ich mich mit dem Check-in noch gedulden. Ich hoffe, sie haben noch Platz für mich und mein Zelt, denn viel weiter möchte ich heute eigentlich nicht mehr fahren.

Meist geht es mit Hilfe von Brücken über den Main, hier auch Mal per Fähre