Etappe 11 Dunkerque nach Canterbury
Ahh, überall Geisterfahrer!!1! Dieser Linksverkehr macht mich fertig. Ich hatte gehofft, mich da schneller dran gewöhnen zu können. Aber so einfach ist es nicht, 40 Jahre Rechtsverkehrsozialisierung aus dem Hirn zu bekommen. Schon gar nicht aus dem unterbewußten.
Wie sich unschwer erahnen lässt, hab ich es auf die Insel geschafft. In aller Herrgottsfrühe machte ich mich zum Hafen Dunkerque auf, der noch ein gutes Stück hinter der Stadt liegt. Er vor kurzem hab ich gemerkt, dass ich gar nicht ganz bis Calais radeln muss, um nach Dover überzusetzen. Die Fahrt war zwar ca. eine Stunde länger, aber zeitlich gelohnt hat es sich trotzdem.
Im Hafen angekommen dürfte ich mich nach mehrfacher Passkontrolle dann in die Zweiradlinie stellen. Viel Gesellschaft hatte ich dabei nicht, nur ein paar mit MTBs gesellte sich noch dazu. Auf der Fähre lernte ich noch ein nettes deutsch-englisches Paar kennen, mit dem ich mich die Überfahrt unterhalten konnte. So verging die Überfahrt wie im Fluge und schon bald wurden die Steilklippen Südenglands immer größer. Aus dem Dockbereich und aus Dover herauszufinden war gar nicht so einfach, aber schließlich fand ich meine Route und strampelte drauf los.
Über den Zustand der Fahrradwege brauche ich mich hier auch tatsächlich gar nicht aufregen. Denn es gibt schlichtweg keine. In den Städten findet man manchmal welche, die unvermittelt anfangen und auch direkt wieder aufhören, über Land sucht man sie ganz vergeblich. Jeder fährt auf der Straße und ich muss höllisch aufpassen, denn die Straßen sind oft kaum breiter als ein moderner PKW. Und die meisten Strecken haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Schlaglöcher und abgebrochene Abschnitte findet man fast überall. Das Vorankommen ist eher zäh, denn es geht kräftig bergan und bergab, wobei sich der Schwung abwärts kaum nutzen lässt. Aber immerhin ist die Landschaft sehr schön und die Leute alle gut gelaunt. Außerhalb der Stadt grüßt fast jeder freundlich, winkt oder wünscht gar gute Reise.
Und auch am Campingplatz würde ich freundlichst begrüßt. Mangels Alternativen ging es heute nur bis Canterbury. Der Platz hier ist aber super, stadtnah und doch im Grünen, sehr sauber und wie gesagt alle sehr zuvorkommend hier. Auf meine Frage, ob ich bei meiner Rückfahrt hier reservieren müsste (das scheint hier tatsächlich nicht unüblich zu sein) kam gleich der Chef aus dem Hinterzimmer und meinte, Back- und Bikepacker sind hier immer auch ohne Reservierung willkommen. Sehr sympathisch :)
Da ich früh dran war verband ich den Essenseinkauf - hier auch Sonntags problemlos möglich - direkt mit einem Bummel durch die Altstadt. Die präsentiert sich sehr heimelig mit engen Gassen und vielen mittelalterlichen Bauten. In der Stadtmitte thront die Cathedral of Canterbury zusammen mit noch vielen weiteren christlichen Bauten. Der Besuch war definitiv lohnenswert.

Die Kathedrale von Canterbury. Leider derzeit etwas verbaut.