Donnerstag, 22. August 2024
Etappe 08 Aachen nach Olen
Ich bin im gelobten Land! Also zuerst im ersten, den Niederlanden und dann im zweiten, Belgien. Und ich könnte mich jetzt mal wieder darüber auslassen, wie furchtbar ich deutsche Verkehrsplanung, vor allem in den Städten finde und wie viel mehr Spaß es hier macht zu radeln. Ich gebe zu, es gibt teils zaghafte Ansätze, wie zum Beispiel in Aachen, wo schon etwas für den Radverkehr getan wurde. Im direkten Vergleich ist das aber immer noch herzlich wenig. Nun ja, ich genieße es hier einfach, so lange ich da bin und hoffe, dass wir irgendwann mal einen Verkehrsminister ohne Vakuum zwischen den Ohren bekommen.
Meine Etappe begann wie üblich früh in Aachen am Campingplatz und führte mich auf direktem Weg nach Maastricht. Dabei galt es noch die letzten (Festland) Höhenmeter der Hintour zu überwinden. Dies geschafft, kreuzte ich Maastricht von Ost nach West ohne Probleme oder Verzögerungen. Danach folgte ich dem Albertkanaal, der über einen -Überraschung - exzellenten Radweg verfügt. Nur der Wind, anfangs noch mäßig, dann wieder sehr streng wollte sich nicht mit mir verbünden. Zwar kam er meist nicht mehr frontal sondern schräg von vorn, es kostete trotzdem viel Kraft, sich gegen ihn zu stemmen und ihm abermals Kilometer um Kilometer abzuringen. Immerhin die Sonne schien ganz ordentlich, ohne mich gleich komplett zu grillen.
In Olen hatte ich schließlich genug für heute und kehrte auf einem Campingplatz ein. Hier lass ich jetzt meine müden Muskeln regenerieren. Denn viel zu tun ist hier sonst nicht, ich scheine der einzige Gast auf der Zeltwiese zu sein...


Mittwoch, 21. August 2024
Etappe 07 Bonn nach Aachen
Können wir dieses Sozialexperiment E-Scooter mal endlich beenden? Oder zumindest verhindern, dass man die Dinger überall "abstellen" kann? Mittlerweile erkenne ich an den Scootern, wenn ich mich einer Großstadt auch nur im entferntesten nähere. Denn dann liegen diese Gefährte überall herum, im Zweifelsfall direkt auf dem Radweg. Und dabei ist es egal, ob man noch mitten im Wald oder in der Feldmarkt fährt. Offenbar fährt man einfach soweit der Akku reicht und entledigt sich des Leihgeräts dann einfach. Irgendein armer Tropf wird es schon wieder einsammeln...
Die heutige Etappe startete wieder früh, am Rhein ging gerade die Sonne auf, als ich an ihm Richtung und dann durch Bonn fuhr. Das war dann aber schon alles an Idylle dieses Tages. Der Rest des Wegs war nicht sonderlich spannend, er führte meist entlang an Landes- oder Bundesstraßen oder über landwirtschaftliche Wege. Trotz eher flachem Gelände war es sehr kräftezehrend, denn der Wind wehte mir den ganzen Tag streng entgegen. Jeden Kilometer musste ich ihm abringen. Dennoch nahm ich einen kleinen Umweg in Kauf für ein persönliches Anliegen, welches mir schon länger vorschwebte. Ca auf der Mitte der Etappe bog ich ab und fuhr in ein abgesehen von vielen Schildern und Zäunen ganz schönes Waldstück. Am Ende des Weges führte eine Treppe hinauf. Oben angekommen taten sich dann aber die Tore zur Hölle auf und gaben den Blick frei auf das größte Braunkohleabbaugebiet Europas, den Hambacher Braunkohltagebau. Verglichen wird das Gebiet manchmal mit Mordor aus Herr der Ringe und der Vergleich ist gelungen. Aus der Ferne war das dumpfe Grollen der Bagger zu vernehmen mit denen RWE sich hier durch die Landschaft fräst und dabei alles zerstört, was im Weg ist. Quadratkilometerweise bleibt nur totes Land zurück. Beeindruckend war der Anblick, gleichzeitig auch erschreckend.
Mit gemischten Gefühlen ging es zurück auf die Straße und in den zähen Kampf gegen den Wind. Zwischenzeitlich fühlte es sich an, als käme ich gar nicht voran, schließlich erreichte ich dann aber doch mein Ziel Aachen, wo ich gedenke die nächste Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen.

Mordor. Etwas schwierig das Ausmaß auf ein Bild zu bannen


Montag, 19. August 2024
Etappe 05 Hanau nach Bacharach
Je ranziger der Campingplatz, desto netter die Leute. Zumindest traf das gestern voll zu. Der Platz war schön klein und der Besitzer, selbst offenbar sein bester Kunde sehr zuvorkommend. Das Sanitärgebäude passte mit sagen wir mal rustikalem Charme auch ins allgemeine Gesamtbild. Aber ich will mich nicht beschweren, solange irgendwo Trinkwasser aus der Leitung kommt und es eine Essens- und Getränkerückgabe gibt bin ich schon zufrieden.
Während ich mir den Bauch im angrenzenden Restaurant voll stopfte, hab ich einen Zeltnachbarn gewonnen. Werner, seine Zeichens Exilberliner zog neben mir ein. Er ist mit dem Mountainbike unterwegs. Ohne konkretes Ziel. Im Frühling ist er den Pilgerweg nach Santiago de la Compostela gefahren und war jetzt so angefixt, dass er jetzt einfach nochmal so losgefahren ist. Während wir beide von unseren Touren berichteten, gesellte sich dann noch Johanna zu uns. Sie hat auf ihrem Tourenrad schon über 100.000 km gerissen und war gefühlt schon überall in Europa. Unter anderem erzählte sie vom Nordkapp, wo sie vor ein paar Jahren war. Noch viele Fachsimpeleien und Erzählungen später löste sich die Runde schließlich auf.
Heute war meine Etappe sehr urban geprägt. Schon morgens in Hanau war viel los und das änderte sich auch vorerst nicht. Kurze Zeit später kam schon die eindrucksvolle Skyline von Frankfurt in Sicht. Die Uferpromenade war gut zu befahren und auch sonst kam ich ganz gut voran. Das änderte sich allerdings in Mainz, wo das Radwegenetz einem Labyrinth aus zusammengefrickelten und unterschiedlich befahrbaren Wegen gleicht. Aber auch hier fand ich schließlich einen Weg hinaus und folgte fortan dem Rhein in den der Main ja mündet. Bei einer Pause am Wegesrand bekan ich dann noch unerwarteten Besuch: Eine zutrauliche Bisamratte kletterte auf dem nahen See und erkundete die neuen Besucher im Revier. Da man aber per Schild schon aufgefordert wurde, nicht zu füttern, machte sie sich kurze Zeit später von dannen.
Im weiteren Verlauf der Etappe gelangte ich nach einiger Zeit zum landschaftlich interessantesten Teil des Rheins. Hier fahre ich nun schon zum dritten Mal und es ist immer wieder schön. Weinberge säumen das Flusstal, ebenso wie kleine beschauliche Städte. Bis nach Bacharach bin ich noch gekommen, wo ich abermals mein Lager für eine Nacht aufgeschlagen habe.

"Du hast doch bestimmt Futter!?"


Sonntag, 18. August 2024
Etappe 04 Wertheim nach Hanau
Für heute war den ganzen Tag Dauerregen angesagt. Das hatte ich gestern schon gesehen und mir meine Regensachen zurecht gelegt. Toll ist das Fahren damit trotzdem nicht. Irgendwann sind alle Sachen durch. Außerdem lässt sich mein Navi bei Regen nicht mehr bedienen und auch das Schalten der Gangschaltung gestaltet sich schwierig. Schon in der Nacht hab ich den Regen aufs Zelt prasseln gehört, am Morgen legte er aber eine Pause ein. Ich sprang trotzdem in mein Regenzeug packte zusammen und fuhr los. Die Wolken hingen tief und schienen bedrohlich dunkel, Regen gab es aber keinen. Mit mehr Glück als Verstand hab ich die Etappe tatsächlich komplett trocken überstanden.
Der Weg führte mich teils direkt am Main entlang gen Nordwesten. Auch heute musste ich oft von meiner Route abweichen, der Grund dafür waren aber Baustellen und Umleitungen. Letztere gab es auch am Tauberradweg, dort waren sie aber immer vorbildlich ausgeschildert. Hier am Main besteht da noch etwas Verbesserungsbedarf. Ohne Navi wär ich teils ziemlich verloren gewesen. Naja.
Im Laufe der Etappe erreichte ich nach Miltenberg, Wörth, Aschaffenburg und Seligenstadt. Schließlich kam ich in Hanau an und fand einen kleinen Campingplatz vor. Nach einem kurzen Telefonat - es war weit und breit niemand zu sehen - konnte ich bereits mein Zelt direkt am Ufer des Mains aufbauen. Direkt nebenan gibt es einen Biergarten, in dem ich gleich etwas gegen meinen knurrenden Magen tun werde. Denn da heute Sonntag ist wird es mit einkaufen und dann selber kochen schwierig.

Premium Campinglage inklusive Schiffsverkehr vor der Tür.


Samstag, 17. August 2024
Etappe 03 Schillingsfürst nach Wertheim
Für gewöhnlich halte ich mich ja an meinen Tourenplan. Aber was ich mir dabei gedacht habe, über Würzburg fahren zu wollen weiß ich auch nicht mehr so genau. Nach dem heutigen Start meiner Etappe ging es erst einmal kräftig bergab. So war ich schnell in Rothenburg ob der Tauber. Von hier an folgte ich dem Fluss auf dem Tauberradweg. Und der war so idyllisch, dass ich mich gar nicht mehr von ihm lösen wollte. Kurzerhand entschied ich mich daher, Würzburg auszulassen und bis zur Mündung der Tauber im Main zu radeln. Nun kann mein Navi leider nicht selber routen, sondern nur Karten und Strecken anzeigen. Das navigieren gestaltete sich daher etwas mühsamer. Aber es hat sich gelohnt! Der Tauberradweg schlängelt sich mit dem Fluss durch eine malerische Landschaft in der man sicher auch gut wandern kann.
Zwar musste ich dank vieler Baustellen oft Umwege in Kauf nehmen, das hat den gesamten Eindruck aber nur leicht geschmälert.
Auch das Wetter spielte mit reichlich Sonne heute mit und lenkte von den immer noch recht ausgelaugten Beinmuskeln ab. Nach gut 120km erreichte ich die Mündung der Tauber und kurz dahinter meinen Campingplatz. Hier konnte ich gleich einchecken, mein Zelt aufstellen und Futter besorgen. Wünscht mir Glück mit den veganen Cevapcici und Nudelsalat.

Es gab einige Hügel zu bezwingen. Diesen musste ich aber zum Glück nicht hinauf...


Freitag, 16. August 2024
Etappe 02 Donauwörth nach Schillingsfürst
Kanuclubs sind toll. Zumindest die, bei denen ich bisher zu Gast war. Denn sie bieten meist auch Radreisenden einen Platz zum Übernachten und WC und Duschen. Ohne sonstigen Schnickschnack. Und das beste ist, es gibt dort keine Dauercamper oder Glamper, die mich auf den herkömmlichen Plätzen oft argwöhnisch beäugen. Mein gestriger Platz war da keine Ausnahme. Aber so schön es auch war, heute ging es weiter Richtung Norden. Der Tag begann gleich super, denn ich fand einen Bäcker, der schon um 6 Uhr offen war und die Verkäuferin gab mir auf meinen reichhaltigen Einkauf sogar noch ein Croissant oben drauf. Mit vollem Bauch ging es dann weiter auf der Romantikstraße über Harburg, Nördlingen, Dinkelsbühl bis nach Schillingsfürst. Die Landschaft war dabei sehr abwechslungsreich und tatsächlich sehr schön. Nach gut 100km merkte ich dann den gestrigen Tag aber doch sehr in den Knochen und ich steuerte einen Campingplatz an. Hier angekommen haben die aber natürlich Mittagspause bis 15 Uhr! Hätte ich noch Kraft gehabt, ich wäre noch bis Rothenburg ob der Tauber gefahren. Aber ich muss mir nicht schon am zweiten Tag meinen Körper vollends ruinieren. So bleibt nur abwarten und hoffen, dass sie einen Platz für mich und mein Zelt haben und meine Wäsche trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit noch trocken wird.

Alles total romantisch hier


Donnerstag, 15. August 2024
Etappe 01 Freising nach Donauwörth Reloaded
Auf den Spuren von Sherlock zu wandeln ist das Hauptziel meiner diesjährigen kleinen Spazierfahrt. Dafür soll es in die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs gehen. Ansonsten alles wie gehabt, mein treuer Packesel Molly schleppt wieder Schlafsack, Zelt und gefühlt den Rest meines Hausstands. Die Routenplanung erwies sich allerdings als recht anspruchsvoll. So will ich diesmal nicht einen ganzen Monat Zeit investieren und musste daher von meinem initialen Plan über Paris nach England zu fahren Abstand nehmen. Jetzt soll es ein direkterer Weg sein. Abermals hoffe ich Molly und ich bleiben heil, der Wettergott gnädig und die Schmerzen erträglich.
Angefangen hat es schon mal ganz gut, ich kam früh los und fuhr begleitet von den letzten sich auflösenden Hochnebelfeldern durch den Landkreis Freising. Lang blieb ich hier jedoch nicht. Es folgten die Landkreise Dachau und Augsburg. Bis hierher wollte ich heute kommen, allerdings war ich schon mittags an meinem angepeilten Campingplatz. Das Wetter war aber so schön, dass ich beschloss, noch weiter zu fahren. In Donauwörth hatte ich einen Kanuclub mit Zeltwiese erspäht. Von Augsburg war dieser dann aber doch weiter entfernt, als ich dachte. Zudem legten die Temperaturen nochmal ordentlich zu und so kam ich mit meinen letzten Wasserreserven und kräftig durchgegrillt schließlich in Donauwörth an. Eine kalte Dusche und ein kühles "Sportsfreund Leichtes Weizen" weckte meine Lebensgeister wieder. Jetzt hoffe ich nur, dass sich der Pudding, der sich in meinen Beinen befinden muss bis morgen verschwunden ist.

Molly ist gesattelt und bereit. Ihr Fahrer auch?