Mittwoch, 29. Juni 2022
Etappe 14: Elten nach Doorn
Ich habe schon bei meiner letzten Reise in die Niederlande von den guten Radwegen geschwärmt. Und ich muss es wieder tun. :) Die Fietspads, nein die gesamte Verkehrsplanung hier in den Niederlanden ist eine Offenbarung. Egal wo man auch fährt, man fühlt sich wohl auf dem Rad. Und das ist denke ich bei jedem der zahlreichen Fietser hier so. In Deutschland hat man das Gefühl, Verkehrsplanung wird für das Auto gemacht und wenn man Glück hat wird dann noch ein Radweg dazugefrickelt. Klar, auch bei uns gibt es gute und schöne Radwege. Aber es sind in der Regel Insellösungen. Hier existiert ein geschlossenes System für alle Verkehrsteilnehmer. Und es funktioniert großartig. Wäre wirklich toll, wenn sich deutsche Verkehrsplaner hier umsehen würden.
In den Genuss der Fietspads kam ich heute schon früh, denn die Grenze war nur ein paar Kilometer von meinem Schlafplatz entfernt. Es ging weiter grob dem Rhein folgend durch die schöne Landschaft, kleinere und größere Städte und durch Wälder. Vor Utrecht machte ich Halt auf einem riesigen Campingplatz mit knapp 1500 Parzellen. Zwar bin ich umringt von Dauercampern, die mich eher kritisch beäugen, das soll mir aber für die eine Nacht hier egal sein.


Dienstag, 28. Juni 2022
Etappe 13: Meerbusch nach Elten
Noch ein Nachtrag zum gestrigen Tag. Auch wenn die Mittagspause des Campingplatzes meinen Wäschetrocknungsplänen im Weg stand, war das doch der einzige Negativpunkt am gestrigen Platz in Meerbusch. Ansonsten war die Ausstattung sehr gut. Viel Platz auf der Zeltwiese, saubere Sanitärgebäude und sogar ein Aufenthaltsraum für Radler in dem man Kochen und Handys laden konnte. Sehr vorbildlich! Und das obwohl der Platz letztes Jahr im Zuge des Hochwassers komplett weggespült wurde. Ich bin Vorgestern schon durch das Ahrtal gefahren. Der Name mag noch aus den Medien im Gedächtnis sein. Doch auch hier scheint es schlimm gewesen zu sein. :(
Der Tag begann abermals früh für mich, leider jedoch nicht für die Rheinfähre, die ich gebraucht hätte, um überzusetzen. Sie fährt erst um 7 Uhr und da ich keine Lust hatte, anderthalb Stunden herumzusitzen, entschied ich mich für einen beträchtlichen Umweg über Krefeld. Dort befindet sich die nächste Brücke über den Rhein. Das war jedoch keine sonderlich glorreiche Idee. Die Radwege waren -wenn vorhanden- nicht sonderlich gut bzw. endeten teilweise mitten zwischen zwei Ortschaften. Leider war auch trotz früher Stunde schon viel Verkehr, der meist aus großen, lauten Lastwagen bestand. Alles in allem wenig lohnenswert. Aber es kam noch schlimmer, in Form von: Duisburg. Im Internet wird für die Fahrradfreundlichkeit der Stadt geworben. Die Realität, zumindest die, die sich mir heute darstellte, war eine andere. Ich bin ja schon in der ein oder anderen großen Stadt Fahrrad gefahren. So richtig toll ist das meist nicht in Deutschland. Aber was ich in Duisburg vorfand war einfach nur eine Katastrophe. Radwege begannen und endeten schier wahllos, ohne, dass auch nur der Ansatz eines Konzepts sichtbar gewesen wäre. Die Wege sind oft in einem desolaten Zustand und nicht selten lagen zerdepperte Flaschen herum. Ich wundere mich tatsächlich etwas, dass ich noch Luft in den Reifen habe. Das Schlimmste aber waren die vielen weißen Fahrrädern, die von der Sicherheit für Radler Bände sprechen. Sie werden dort platziert, wo Radfahrer im Straßenverkehr den Tod fanden. Alles in Allem kein schönes Bild, was die Stadt da abliefert.
OK, genug gemeckert, es gab heute auch schöne Seiten. Den zweiten Teil meiner Etappe zum Beispiel. Denn jede Stadt ist irgendwann durchquert und so setzte ich meinen Weg danach am Rhein fort. Die großen Industrieschlote und Anlagen wichen langsam Windrädern und grünen Feldern und auch die Luftqualität stieg merklich. Ich folgte dem Fluss meist auf den Deichen, die hier als Hochwasserschutz errichtet wurden. Bis nach Elten ging es, das schon nah an der niederländischen Grenze liegt. Hier campieren ich für eine Nacht, morgen geht's dann auf Erkundungstour in unser Nachbarland.

Frühes Aufstehen lohnt sich meist trotzdem


Montag, 27. Juni 2022
Etappe 12: Bonn nach Meerbusch
Bin angekommen. Eintrag Ende.

Na gut, vielleicht noch ein paar Informationen. Zunächst das Positive: Es hat nicht den ganzen Tag geregnet. Aber das war's dann schon auch fast. Immerhin konnte ich mein Zelt heute morgen noch im Trockenen abbauen. Klitschnass war es natürlich trotzdem...
Kaum gestartet fing es immer wieder an zu regnen. Mal mehr mal weniger. Also sprang ich in meine Regenklamotten und strampelte weiter. Bei dem Wetter fehlte mir auch die Lust auf Sightseeing in Bonn und so ging es schnurstracks weiter gen nächster Großstadt: Köln. Der Weg führte eigentlich im großen Bogen um die Innenstadt herum, aber da der Regen eine Pause einlegte und ich gut in der Zeit war, machte ich einen Umweg zum Dom. Der Trubel gepaart mit Lärm und Gestank ließ mich meine ursprüngliche Route danach jedoch schnell wieder aufnehmen, allerdings verlief der Weg fortan weiter durch die Stadt und große Industriegebiete, was dem Vorankommen nicht gerade zuträglich war. Auch der Regen setzte wieder ein und die nächste Großstadt kündigte sich an: Düsseldorf. Die Verkehrsführung für Radler war hier genauso mieserabel wie in den anderen Städten. Ich hatte ja gehofft, dass der Rheinradweg bessere Routen durch die Stadt anbieten würde, aber Fehlanzeige. Nach der Durchquerung von Düsseldorf entschädigte zumindest ein ganz gutes Stück Radweg auf dem Deich des Rheins für die vorherigen Abschnitte. Am Campingplatz angekommen heisst es jetzt erst Mal wieder warten, denn es ist Mittagspause. Wer macht denn bitte bis 15h Mittagspause?? Naja, abermals hoffe ich, sie bringen mich noch unter, denn für heute reicht's mir.


Sonntag, 26. Juni 2022
Etappe 11: Oberwesel nach Bonn
Na bitte, es geht doch! Kaum hatte ich mich vor ein paar Tagen über den Mangel an Reiseradlern beschwert, rollte Max mit seinem Packesel auf den Platz. Er war Fliesenleger und genießt nun seinen Ruhestand mit ausgedehnten Radtouren und dem Bau von Kanadiern aus Holz und Epoxidharz. Auch eine Radlerin aus Wien gesellte sich noch zu uns. Gestern leistete mir ein Ehepaar aus Holland Gesellschaft. Wir aßen zusammen und unterhielten uns noch bis in den Abend hinein über unsere Touren. Sie waren in Prag und Wien und sind nun auf dem Rückweg in ihre Heimat.
In der Nacht hat es hier schon etwas Regen gegeben und so rollte ich nach dem Einpacken mein nasses Zelt zusammen. Wobei es mehr einem Dreckklumpen glich, denn der Platz am Rhein war eher eine Sandwüste denn eine Wiese.
Nach der Abfahrt ging es zunächst immer leicht bergab, denn der Rhein hat hier noch gut Gefälle. In St. Goar begrüßte mich die Loreley mit ihrem imposanten Schiefernfelsen am Rheinufer. Dieses Stück des Flusses bin ich bereits vor ein paar Jahren auf meiner ersten Tour in die Heimat gefahren. Auch das Deutsche Eck in Koblenz habe ich damals besichtigt und auch heute machte ich einen Abstecher hier zur Mündung der Mosel in den Rhein. Anders als damals ging es aber statt an der Mosel weiter den Rhein flussabwärts. Die Landschaft wurde langsam flacher, dafür zog aber Regen auf und ich entschied mich kurz vor Bonn einen Campingplatz anzusteuern. Hier regnet es sich nun so langsam ein. Mal schauen, ob ich nochmal Glück habe und trockenen Fußes in die nächste Etappe starten kann.

Am Deutschen Eck


Samstag, 25. Juni 2022
Etappe 10: Sulzbach nach Oberwesel
Bye, Bye Main hieß es heute. Kurz vor Mainz mündet der Main in den Rhein und damit war auch meine Etappe beendet. Zeit ein kleines Resümee zu ziehen. Zunächst einmal war es toll, den Fluss beim Wachsen zuzusehen. Von den ersten Tropfen der Roten Mainquelle wird der Fluss schnell größer und entwickelt sich im Verlauf von einem kleinen Rinnsal zu einem stattlichen Fluss. Er wird mir ein wenig fehlen, allerdings begleitet mich sein Wasser ja quasi nur unter anderem Namen weiter. Die Radwege am Fluss waren überwiegend sehr gut, nur hinter Aschaffenburg wurde es streckenweise etwas holprig. Und die Landschaft, vor allem in Franken hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Man fährt inmitten von Weinbergen, Feldern und Plantagen, im Wald und direkt am Fluss und kann ab und an auch ein paar wirklich schöne Altstädte bewundern. Alles in allem also sehr lohnenswert hier zu fahren. Ich sollte mir hier eventuell Mal mehr Zeit mitnehmen...
Mit dem Verlassen des Mains folgte ich fortan dem Rhein flussabwärts. Das Wetter hielt sich und so fuhr ich noch bis Oberwesel, wo ich an einem kleinen Campingplatz Unterschlupf fand. Mein Zelt steht nun abermals direkt am Wasser mit Blick auf die bewaldeten Hügel links und rechts des Flusses. Einziges Problem: Ich habe kein Internet. Nicht mal Edge. Für den Blog sitze ich gerade auf dem Lidl Parkplatz und ergaunert mir etwas WLAN Empfang. Ich hoffe ihr wisst das zu schätzen ;)

Campingpanorama


Freitag, 24. Juni 2022
Etappe 9: Frankfurt am Main nach Sulzbach
Entgegen des Wetterberichts war es heute morgen tatsächlich trocken. Sogar die Sonne lugte zeitweise zwischen den Wolken hervor. In der Nacht hatte es hingegen schon etwas Regen gegeben. Ich packte meine 7 Sachen und fuhr weiter den Main entlang. Ich habe gestern nur den östlichen Teil, Fechenheim erreicht und so hatte ich noch ein paar Kilometer vor mir. Die beeindruckende Skyline von "Mainhattan" mit den Bankengebäuden zeigte sich alsbald. Kurz hinter der Stadt nahm ich eine kleine Fähre nach Höchst und radelte weiter nach Sulzbach, wo ich heute bei meiner Tante unterkomme.


Donnerstag, 23. Juni 2022
Etappe 8: Lemfurt nach Frankfurt am Main
Bei unserem Mittwochsport heißt es immer: Halten, lächeln, atmen! Vorwiegend bei Bauchmuskelübungen bei denen einem als Bürostuhlakrobat weder nach halten, geschweige denn lächeln und schon gar nicht atmen ist - während unsere Trainerinnen locker flockig die Übung vormachen und natürlich alles drei mit Bravour hinbekommen. Für mich hieß es heute aber stattdessen treten, lächeln, atmen, denn das Ziel der Etappe war Distanz. Los ging es schon mal sehr gut, denn bereits kurz nach dem Start fand ich einen wunderschönen Platz am Main mit Sonnenliege, die ich kurzerhand zum Frühstückstisch umfunktionierte. Und während ich Kalorien tankte beobachtete ich bei sonstiger Stille, die Schiffe auf dem Main vorbeiziehen. Danach hieß es aber Meter machen. Morgen soll es, glaubt man der Wettervorhersage, den ganzen Tag regnen, und so wollte ich so viel wie möglich schon heute schaffen. Außerdem besuche ich meine Tante hier in der Gegend und da war es günstig, voran zu kommen.
Zunächst fuhr ich noch durch die von Weinbergen geprägte Landschaft, nur unterbrochen durch die ein oder andere Stadt. Im Laufe des Tages wurde es aber zunehmend flacher. Ausnahmsweise half auch der Wind etwas mit und so standen am Ende des Tages 140km auf dem Tacho. An Campingplätzen war die Auswahl groß, nicht jedoch an guten Plätzen. So bin ich heute auf einem Platz an Bundesstraße, Autobahn, Schienen und dem Fluss gelandet. Schauen wir mal, wie die Nacht so wird...

Mein feudaler Frühstücksplatz


Mittwoch, 22. Juni 2022
Etappe 7: Ochsenfurt nach Lemfurt
Früher war alles besser! Coca Cola hat den Namen noch verdient, es war mehr Lametta und vor allem: Es gab weniger Pedelec FahrerInnen. Grundsätzlich begrüße ich es ja, wenn Leute mehr Rad fahren. Wenn aber anscheinend die kognitiven Fähigkeiten für so ein Pedelec fehlen oder die Frisur unter dem Helm wichtiger ist als der fließende Verkehr, muss man sich nicht wundern, wenn andere Radler ungehalten reagieren. Das Schlimmste aber ist: Die sind alle viel schneller als ich! 😡 Während ich mich hier die Berge hochmühe, brausen sie einfach tiefenentspannt an mir vorbei. Leider scheinen hier auch nur sehr wenige Reiseradler unterwegs zu sein. Normalerweise sind die D-Routen Radwege an den Flüssen ein Garant für so Irre wie mich. Hier aber leider Fehlanzeige. Weder auf den Straßen noch an den Campingplätzen. Naja, vielleicht wird es ja am Rhein besser.
Begonnen hat die heutige Etappe abermals früh, um vier war ich wach und saß dank humaner Temperaturen bald im Sattel. Der Weg verlief zunächst nach Würzburg und machte dann, dem Main folgend eine weite Schleife nach Norden. Am Fluss gab es so einige schöne Städte, deren historische Stadtzentren ich mir nicht entgehen lassen wollte. Meist waren auch noch die alten Türme der Stadtmauern intakt, durch die man in die Innenstädte gelang. Auch außerhalb der Städte gab es einiges zu entdecken. Neben der immernoch tollen Landschaft informierten Tafeln über die Geschichte des Mains im allgemeinen bzw. der lokalen Gegebenheiten.
So vergaß ich etwas die Zeit und musste feststellen, dass mir nicht mehr viel von selbiger blieb, um noch vor der Mittagsstunde meinen Zielcampingplatz zu erreichen. So legte ich einen Schlusssprint hin - und überholte dabei sogar einige e-Biker ;) - um dann festzustellen, dass der Platz auf einem gar nicht so flachen Berg liegt. Schweißgebadet aber gerade noch rechtzeitig checkte ich ein, baute mein Zelt auf und sprang unter die Dusche. Als Belohnung gab es dann selbst gemachte Angus Beef Burger vom Trangia Kocher. Dafür musste ich zwar nochmal in den angrenzenden Ort, und damit den Berg runter und wieder herauf, diesmal aber mit wesentlich weniger Zuladung.

Der Ratskeller in Würzburg


Dienstag, 21. Juni 2022
Etappe 6: Sand a. Main nach Ochsenfurt
Im Land der Frühaufsteher. So fühlte ich mich heute morgen. Denn schon in Zeil am See herrschte in den Morgenstunden emsiges Treiben. Und dabei fiel es mir selbst sehr schwer aufzustehen. Denn es war eisig kalt. Noch vor einem Tag konnte ich bei immer noch 26 Grad am Abend kaum einschlafen. Jetzt ging es bis auf 6 Grad runter. Mein Schlafsack hielt mich zwar gerade noch warm, aber selbigen musste ich zum Aufstehen ja verlassen, was einiges an Überwindung kostete. Und dann hatte ich zurück auf der Straße nicht Mal wie gewöhnlich meine Morgenruhe! Nun, zumindest mit Verlassen des Städtchens wurden die Straßen wieder leerer und ich genoss mein Frühstück am Main, wo Nebelschwaden langsam über den Fluss waberten und die Sonne zwischen den Bäumen hervorlugte.
Der Weg führte zunächst gradlinig an Main und Bahnlinie entlang, hinter Schweinfurt erreichte ich dann das fränkische Weinanbaugebiet. Von hier schlängelt sich der Main durch die hügelige Landschaft, gesäumt von Feldern, Streuobstwiesen und vor allem Weinbergen. Ich trinke ja selten Wein und mein Wissen darüber reicht gerade aus, um Weiß- und Rotwein unterscheiden zu können. Aber die Landschaft in der die Trauben hier wachsen ist schon sehr sehr schön. Und auch Molly fühlte sich hier sehr wohl, bekam sie doch meist 1A Asphalt unter ihre Räder. Bis nach Ochsenfurt schaffte ich es noch. Hier liegt mein angepeilter Campingplatz. Die Rezeption hat allerdings noch Mittagspause und so muss ich mich mit dem Check-in noch gedulden. Ich hoffe, sie haben noch Platz für mich und mein Zelt, denn viel weiter möchte ich heute eigentlich nicht mehr fahren.

Meist geht es mit Hilfe von Brücken über den Main, hier auch Mal per Fähre


Montag, 20. Juni 2022
Etappe 5: Lichtenfels nach Sand a. Main
Was hatte ich für ein Glück mit meinem Campingplatz gestern. Nicht nur dass ich mein Zelt im Schatten direkt am Main aufbauen konnte, es gab auch keine einzige Mücke trotz Wassernähe. Und ich konnte die Besitzerin sogar davon überzeugen, mir den Transponder für die Sanitäreinrichtungen ohne Pfand zu geben. Das ermöglichte mir die frühe Abreise heute morgen. Um Punkt vier Uhr sprang ich aus dem Schlafsack und bereitete alles für die Abreise vor. OK, vielleicht war es auch eher ein Seufzen, schlaftrunkenes Heraustaumeln und müdes Schlurfen ins Waschhaus. Aber wir wollen uns hier ja nicht mit Details aufhalten.
Um kurz nach fünf war ich zumindest wieder auf der Straße und nutzte die Morgenstunden, um weiter dem Main zu folgen. Der Weg schlängelte sich den Fluss entlang, der nach jeder Überquerung ein klein wenig größer wurde. Einen deutlichen Wachstumsschub erfährt der Main in Bamberg, wo die Regnitz hinzufließt. Weit fuhr ich fortan jedoch nicht mehr. Zwar war es heute deutlich kühler, doch der Wind frischte abermals stark auf und so entschied ich mich eine kürzere Etappe einzulegen und bereits in den Mittagsstunden in Sand am Main Halt zu machen. Nach Zeltaufbau, Duschen und Einkauf luden mich zwei Rentnerinnen zum Kaffee ein, was ich gern annahm. Es stellte sich heraus, dass sie hier aus der Gegend kommen und etwas Erholung an diesem etwas abgelegenen Ort suchen. Nach etwas Erfahrungsaustausch werde ich mich jetzt um meinen knurrenden Magen mit Grillkäse, Pfannengemüse und Pizzacrackern kümmern. Mal schauen, ob sich daraus etwas Essbares kreieren lässt ;)


Sonntag, 19. Juni 2022
Etappe 4: Eschenbach nach Lichtenfels
Puh, was eine Etappe. Gleich vier Faktoren machten mir das (Tour)leben schwer:
Gerade am Anfang der Etappe waren die Wege eher durchwachsen. Neben ganz guten Stücken gab es immer wieder Stücke, die eher als Wanderwege durchgehen. Und dass ich mich dann gleich zu Beginn verfahren habe, war dem Vorankommen auch nicht gerade zuträglich.
Die Steigungen waren überraschend knackig. Klar, ich bin jetzt keinen Alpencross gefahren, aber im Vergleich zum meinen letzten drei Tagen ging es topologisch schon zur Sache.
Nachdem der Wind Anfangs noch mein Verbündeter war, entschied er sich bald um, frische stark auf und blies mir voller Freude fortan ins Gesicht. Wobei es dadurch auch etwas Kühlung gab, denn:
Die Sonne war heute erbarmungslos. Bereits am Vormittag war es ungewöhnlich warm, ab Mittag versuchte sie mich förmlich einzuäschern.
Trotz aller Widrigkeiten machte ich doch noch ganz gut Meter. In Creußen traf ich das erste Mal auf den Roten Main, zu dessen Quelle ich mich anschließend hochstrampelte. Fast übersah ich das kleine Rinnsal, welches einmal der Main werden soll. Die nächste Station war Bayreuth. Nach einem kurzen Abstecher in die sehenswerte historische Innenstadt sah ich den Main wieder, der immerhin schon als kleiner Bach durchging. Ich machte noch einen kleinen Umweg über Kulmbach, wo sich der Rote und Weiße Main am Mainzusammenfluss vereinen. Hier hätte ich gut Station machen können, denn langsam forderten die Strapazen des Tages ihren Tribut. Ich musste jedoch noch bis Lichtenfels radeln, wo der nächste Campingplatz zu finden war. Die letzten Kilometer waren sehr kräftezehrend aber letztendlich erreichte ich den wirklich sehr schönen Platz und schlug mein Zelt direkt am Main auf. Hier regenerieren ich jetzt meine Kräfte und schaue, wie es morgen weitergeht.

Das soll mal der Main werden??


Samstag, 18. Juni 2022
Etappe 3: Regensburg nach Eschenbach
Die Deutsche Bahn nahm mich heute mit auf Zeitreise. Bereits kurz nach dem Start entdeckte ich in Regensburg den Unten gezeigten Triebwagen aus einer anderen Zeit. Später erreichte ich einen beschrankten Bahnübergang, an dem bereits zwei Radler auf der anderen Seite warteten. Weit und breit war kein Zug zu sehen, die Schranken aber unten. Schnell fiel aber ein solider Kasten mit Hebel auf, der aus der gleichen Epoche wie die o.g. Dampflok hat stammen können. Ein kleines Schild informierte, dass die Schranke auf Anforderung geöffnet wird. Ok, ich zog also am Hebel. Nichts passierte. Ich zog nochmal mit Nachdruck. Nichts. So ging es noch ein paar Male, ich überlegte schon, ob die Anfrage gemorst werden müsste, da ertönte plötzlich eine schon sehr genervt klingende Stimme die mitteilte, dass die Schranke zu bleibt, da Züge unterwegs sind. Ich vermute meine Mitwartenden hatten auch schon ein paar Anfragen gestartet. Aber so langsam verstehe ich, die Situation, der Bahn. Wir haben 2022 und es gibt tatsächlich noch Übergänge, die per Hand bedient werden müssen. Nun, immerhin musste keiner kurbeln...
Der Rest der Etappe verlief diesmal deutlich hügeliger. In Regensburg winke ich der Donau good Bye und fuhr kurz auf dem Regentalradweg gen Norden. Dies sollte auch meine vorliegende Himmelsrichtung für heute bleiben. Vorbei ging es an Burglengenfeld, Schwandorf, Grafenwöhr und schließlich Eschenbach. Hier gibt es einen Campingplatz am See, auf dem ich für eine Nacht Stellung bezog. Eine kalte Dusche weckte die Lebensgeister, die von der sengenden Sonne schon sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber jetzt steht mein Zelt und ich werde mich gleich auf Essenssuche begeben. Ich hoffe, auch gleich noch ein paar Reserven für morgen zu finden, denn dann wird Einkaufen wohl schwierig werden...


Freitag, 17. Juni 2022
Etappe 2: Deggendorf nach Regensburg
Nicht nur die Tourenplanung hat dieses Jahr etwas gedauert. Auch eine andere Entscheidung zog sich. Begonnen habe ich meine Touren ja mit meinem edlen (Draht-) Ross Rosinante. Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters habe ich sie jedoch in Altersteilzeit als Winter- und Stadtradl geschickt. Vor meiner Schwedentour gab es ein neues Rad, welches ich nach meinen eigenen Vorstellungen zusammengeschraubt habe. Mit der Namenstaufe wollte ich warten, bis es sich bewährt hat. Jetzt nach gut 12.000km ohne nennenswerte Probleme kann man diese Bedingung denke ich guten Gewissens als erfüllt betrachten. Fortan wird mich Molly (the Mule) begleiten und meine (viel zu schweren) Taschen tragen.
Heute war Umwegetag. Mein Plan war eigentlich, den Donauradweg bis nach Regensburg zu fahren und mich dann nach Norden zu orientieren. Allerdings sind weite Teile des Wegs am Fluss derzeit nicht befahrbar. Umleitungen waren zwar immer gut ausgeschildert, verlängerten die Strecke aber beträchtlich. Auch den Fluss sah ich eher selten, wobei das eventuell den Vorteil hatte, tendenziell bessere, asphaltierte Wege zu fahren. Da irgendwann klar war, dass ich nur noch bis Regensburg kommen würde, nahm ich noch die Donauschleife als selbst gewählten Umweg mit (um tatsächlich mal etwas am Wasser zu fahren) und schlug mein Zelt auf dem Gelände eines Kanuclubs auf. Hier war zwar wiederum niemand anzutreffen, ein Zettel klärt aber darüber auf, dass, falls sich das nicht ändert, ein kleiner Betrag per Briefumschlag hinterlegt werden soll. Sehr sympatisch. Auch der Platz ist toll: Mitten im Grünen, aber trotzdem sehr nah an der Innenstadt und schön schattig. Fast zu sehr, ich musste meine Solarzelle schon etliche Male der Sonne "hinterherstellen". ;)

Manchmal war die Donau dann doch zu sehen


Donnerstag, 16. Juni 2022
Etappe 1: Freising nach Deggendorf
Next Stop: Amsterdam lautet das Motto meiner diesjährigen Radltour. Das Ziel sollte damit recht klar umrissen sein :). Lange hab ich dieses Jahr überlegt. Ob ich losfahre und wenn ja, wohin. Das "ob", war dann ziemlich schnell klar. Immerhin ist meine letzte Tour nach Schweden schon ganze vier Jahre her. 2019 ging es nach Peru, 2020 und 21 hat mir Corona nen Strich durch die Rechnung gemacht.
Fehlte also nur noch ein Ziel. Zunächst war Paris ein heißer Kandidat. Die Streckenplaning dorthin war aber dermaßen schwierig, dass ich mich dann letztendlich für Amsterdam entschied. Soll auch schön sein dort, hab ich mir sagen lassen!
Der grobe Plan sieht vor, in Freising zu starten und die Isar flussabwärts bis zur Donau zu radeln. Dann geht es mehr oder weniger querfeldein zum Roten Main, um dann den Mainradweg bis zum Rhein zu erkunden. Selbigen soll es gen Norden bis in die Niederlande gehen. Und von dort ist es ja nur noch ein Katzensprung in die Hauptstadt. Danach geht's dann weiter in die Heimat. So der Plan. Mal schauen, ob ich nach vier Jahren noch fit genug für so ein Abenteuer bin...
Gut los ging es heute schon mal. Zwar musste ich mich um 5 in der früh noch ziemlich aus dem Bett schälen, aber als ich dann nach letzten Vorbereitungen auf der Straße war lief es ganz gut. Der Weg war nicht neu für mich, ich bin die Isar schon öfter bis Landshut und darüber hinaus gefolgt. Auch die Sonne war mir wohlgesonnen. Nach etwa 120km meist guten Wegen erreichte ich schließlich Deggendorf, wo ich mein Zelt direkt am Wasser mit Donaublick aufstellen durfte. Hoffe ich zumindest, denn die Info stammt von einem Gast, von der Eigentümerin fehlt noch jede Spur. Mein Timing war auch nicht schlecht, kaum stand das Zelt, fing es an zu regnen. Sollte aber nur ein Schauer sein. Den sitze ich jetzt im Zelt aus und kümmere mich danach um meinen knurrenden Magen.

Der Wolkenmacher aka Isar2 war fleißig. Könnt aufhören, hat funktioniert heute!